Künstler*innen leben häufig am Existenzminimum. Das ist nicht neu, auf der ganzen Welt gleich – und hat unter anderem dazu geführt, dass sich viele von ihnen seit langem für die Einführung eines „bedingungslosen Grundeinkommens“ einsetzen, wenn auch bislang ohne Erfolg. Umso dramatischer sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Innerhalb weniger Tage stürzt für viele Künstler*innen alles zusammen.
Was wäre eine Gesellschaft ohne Kunst? Was wären Museen ohne Bilder? Zeitungen ohne Fotos? Konzerte ohne Musiker*innen? Theater ohne Darsteller*innen? Bücher ohne Texte? Netflix ohne Serien und Filme? Ein Leben ohne Kunst ist nicht vorstellbar. Gerade in schwierigen Zeiten ist Kunst ein wichtiger Anker der Gesellschaft.
Eine verbrämte Romantik in unseren Denkweisen, ein verzerrtes Bild über das Leben von Kunstschaffenden, verdeckt die Lebensrealität von Künstler*innen. Sie haben keine Muse, mit der sie sich jeden Tag vergnügen können, Künstler*innen leben nicht von Luft und Liebe. Wir bildenden Künstler*innen freuen uns nicht darüber, wenn man unsere Werke in Ausstellungen zeigt, wir aber auf ein Honorar verzichten müssen, da wir ja immerhin „Sichtbarkeit“ bekommen. Wir Künstler*innen müssen ganz normale Rechnungen begleichen wie andere Menschen auch.
Künstler*innen sind abhängig von Stipendien, Kunstpreisen und kulturellen Fördermitteln. Das sind Gelder, um die sich jedes Jahr tausende von Künstler*innen bewerben. Und auch sie sind meist nicht für eine Grundsicherung der Künstler*innen gedacht, sondern sind zweckgebundene Mittel für Ausstellungen, Projekte, und Materialkosten sowie Reisekosten. Es ist uns häufig nicht möglich, ausschließlich von der Kunst zu leben oder gar Rücklagen bilden zu können.
Wir geben der Gesellschaft mit unserer Arbeit die Möglichkeit, sich anders zu begreifen, sich zu hinterfragen und neue Denkweisen zu erörtern. Wir tragen sowohl zum sozialen Miteinander wie zur individuellen Identitätsbildung bei. Was wären Räume ohne Kunst? Es wären leere Räume, ohne Zauber, ohne Emotionen, ohne Leben. Was bedeuten all diese Verluste für das alltägliche Miteinander? Um dies zu erörtern und um in einen gemeinsamen Diskurs zu starten, bieten wir hier in unserem Blog die Möglichkeit sich auszutauschen.
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